… von der Wiege bis zur Bahre
Als kleines Mädchen habe ich beim heimlichen Stöbern in den Schubladen meiner Mutter diesen Spruch in einem Büchlein gefunden. Und ihn mir gemerkt. So wahr, durfte ich erfahren.
Wie kommt man damit klar, wenn man kein Verwaltungsmensch ist, sondern eher das Gegenteil? Verwaltung und freier, kreativer Geist stehen sich ja quasi diametral gegenüber.
Ganz ohne geht aber eben auch nicht. Nicht ohne Verwaltung.
Und nicht ohne Gestaltung, dem Schöpferischen Akt. Dieser „… verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität …“1, wie es die Wirtschaftsministerkonferenz 2009 definierte.
Was wäre unsere Welt ohne Kunst, Kultur und Design?
Ohne kreative Köpfe, Querdenker und Visionäre, die verrückt genug sind, alles Gegebene in Frage zu stellen?
Wie kann man zwischen beiden Lagern vermitteln?
Jetzt kommt das Kreative Sachsen ins Spiel. Seit drei Jahren fungiert dieser Verein sozusagen als „Mittler“ zwischen dem Sächsischen Wirtschaftsministerium und dem weiten Feld der Kreativen. Hier können Sie sich beraten und unterstützen lassen.
In einer ersten Veranstaltung speziell für den Landkreis Meißen hat sich gestern Claudia Muntschik als unser Ansprechpartner vorgestellt. Online, wegen Corona.
Wer hätte gedacht, dass Menschen mit kreativen Tätigkeiten so einen wichtigen Anteil an der Wirtschaftskraft unseres Landes haben, besonders in Sachsen … Und das, obwohl in der sogenannten Kultur- und Kreativwirtschaft die allermeisten als Selbständige, Ein-Mann- oder Wenige-Mann-Unternehmen wirken.
Ist nicht meist von der Autoindustrie und dem Maschinenbau die Rede, wenn es um Wirtschaftsleistung geht …?
Gerade als Einzelkämpfer wird man sich dieser gemeinsamen Stärke eher nicht bewusst, ist zumindest mein Eindruck. Und deshalb – Vernetzung und gegenseitiges Kennenlernen erweitern nicht nur den eigenen Horizont. Neben all den Informationen gibt das Wissen von- und übereinander auch Ansporn und Zuversicht.
In diesem Sinne sind wir bereits im Gespräch über einen nächsten Künstler-Brunch …
… offline, wie gehabt. Vielleicht laden wir dazu Claudia Muntschik vom Kreativen Sachsen noch einmal ein, diesmal mit viel Zeit. Zeit zum Herauskitzeln all der konkreten Dinge, die für jeden Einzelnen relevant sind; mit Beispielen aus anderen Regionen und wie das ins eigene Projekt passt.
Auch wie man die leidige Fördermittel-Antragstellung so erträglich wie möglich gestalten kann:
- Wie haben es andere gemacht?
- Wo sind die Knackpunkte?
- Welche Hürden kann ich wie umschiffen?
- Welche Fördermaßnahmen gibt es überhaupt für mich?
- Und wer übersetzt mir die in normales Deutsch?
- Wie groß sind die Abhängigkeiten, in die ich mich begebe?
- Wer hilft mir, wenn ich nicht weiterkomme?
- Gibt es vielleicht Agenturen oder Kulturmanager, die mir den ganzen Verwaltungskram abnehmen können? Zu welchen Bedingungen?
- Und wo finde ich die?
All das, und noch viel mehr … lässt sich beantworten. Spätestens zum nächsten Künstler-Brunch.
Werfen Sie doch bis dahin einen Blick in die Aufzeichnung der gestrigen Veranstaltung! Gleich hier unten …
Dorit Suárez – für die AG Kultur
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturwirtschaft – Lohnt sich nachzulesen.
Was nützt jede Kunst, wenn der einzelne sich diese nicht leisten kann ?
Erst wenn die Vorurteile gegen Menschen aus Schichten niederer Klasse oder Status gebrochen werden können und diese auch als Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert werden, kann man mit reinem Vorliebeninteressen kommen, und damit Polemik betreiben.
Lieber Enno, Du hast recht, es gibt viele Dinge, die sich viele nicht leisten können – oder wollen. Und es gibt Menschen, die auf den unterschiedlichsten Gebieten mit Vorurteilen gegenüber anderen unterwegs sind. Diese abzubauen ist immer lohnend.
Kunst, Kultur, Design, alle Ergebnisse schöpferischer Arbeit – sie durchdringen unsere Gesellschaft, und zwar in allen Schichten. Jedes Stück Seife wurde gestaltet, die Verpackung und auch die witzige oder langweilige Werbung dafür. Musik läuft im Radio, Filme nicht nur im Kino. Kunst kann man in Ausstellungen, auch im öffentlichen Raum bewundern. Was Architekten schaffen, füllt unsere Städte … Und nicht zuletzt erfreuen sich viele an schönen Fotos 😉.
Nicht alles muss, nicht alles kann man sich kaufen. Aber es muss erdacht und umgesetzt werden. Das Kreative Sachsen bieten jedem, der in diesem weiten Feld der kreativen Arbeit wirkt, Hilfe bei der Projekterstellung und Beantragung entsprechender Förderung an. Denn: Kreativer Geist und Verwaltungsmentalität stehen sich manchmal hilflos gegenüber. Darum ging es mir.