Sichtbar in der Stadt

Anett Wegner und Kathrin Christl vor ihrem neu geschaffenen Wandbild im Bürgertreff

In der SZ-Ausgabe vom 25.11.2020 war der Artikel „Sichtbar in der Stadt“ zur aktuellen Arbeit unserer Bürgerinitiative, sowohl im Stadtrat als auch als Verein, zu lesen:

Sichtbar in der Stadt

Die BI „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“ hat ihr Büro am Nicolaisteg neu gestaltet. Die Vereinsmitglieder wollen hier aber nicht nur unter sich sein.

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Kay Mehlhorn freut sich über die neu gestalteten Räume der BI am Nicolaisteg. © Claudia Hübschmann

Von Harald Daßler – Sächsische Zeitung

Meißen. Sie erstrecken sich über eine ganze Wand – die Bäumchen, die Anett Wegner und Kathrin Christl gemalt haben. Mit viel Liebe zum Detail haben die Porzellanmalerin und die Restauratorin für einen Blickfang gesorgt. Dieses Bild sowie die anderen in dezenten Farben gehaltenen Wände sollen den Räumlichkeiten eine entspannte Atmosphäre verleihen.

Kay Mehlhorn ist mit dem Ergebnis der Neugestaltung sehr zufrieden. Gern hätte der Chef der Initiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr e.V.“ (BI) die renovierte Begegnungsstätte am Nicolaisteg in einem feierlichen Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert. Angesichts der Pandemie ist es derzeit nicht möglich, das zu zeigen, was in der Corona-Zwangspause entstanden ist. „Das wird natürlich nachgeholt“, verspricht er.

Seit die BI mit ihren derzeit 86 Mitgliedern die politische Bühne in der Stadt betrat, hat sie in den Räumen am Nicolaisteg so etwas wie ein Hauptquartier. Hier treffen sich Vorstand und Arbeitsgruppen, hier können Klausurtagungen und Podiumsdiskussionen durchgeführt werden. Nach dem Lockdown sind hier auch Kurse der Volkshochschule und Seminar-Angebote für Vereine möglich.

Die wöchentliche Öffnungszeit, in der Meißner Bürger mit den Stadträten der BI ins Gespräch kommen können, muss derzeit auch ausfallen. Aber Vorstand, Fachleute und Stadträte sind über das Internet erreich- und ansprechbar.

Bedeutung über das Erscheinungsbild hinaus

Der diplomierte Bildingenieur Kay Mehlhorn, der als freier Mitarbeiter beim MDR-Fernsehen in Dresden beschäftigt ist und mit seiner Familie in Meißen lebt, fand nach den OB-Wahlen des Jahres 2018 zur BI. Das Engagement, die Kompetenz und die Beharrlichkeit derjenigen, die sich hinter dem gemeinsamen Kandidaten Frank Richter versammelt hatten, beeindruckten ihn. So beschreibt er, was ihn zum Eintritt in den Verein veranlasste. Nach der Stadtratswahl im vorigen Jahr war Kay Mehlhorn bereits stellvertretender BI-Chef. Den Vereinsvorsitz hat der 42-Jährige seit diesem März inne, nachdem Walter Hannot dieses Amt wie auch sein Stadtratsmandat aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte.

Die neu gestalteten Vereinsräume am Nicolaisteg haben für Kay Mehlhorn eine Bedeutung über ihr Erscheinungsbild hinaus: Sie verdeutlichen auch so etwas wie Konsolidierung. „In den Jahren 2018 und 2019 waren wir stets im Wahlkampf. Nun geht es darum, unsere Ziele umzusetzen“, erklärt er. Fünf Stadträte der BI – Heiko Schulze, Ute Czeschka, Jürgen Hampf, Karl Forberger und Dr. Helge Landmann – bilden gemeinsam mit dem Stadtrat der SPD Daniel Bahrmann eine Fraktion. Auch die Stadträte der Linken Tilo Hellmann, Ingolf Brumm und Andreas Graff sind Mitglieder der BI. Hinzu kommen mehrere sachkundige Bürger der BI, die in den Ausschüssen mitarbeiten.

Zu ersten Erfolgen zählt Kay Mehlhorn die Mitwirkung der BI beim Bauvorhaben am Kapellenweg. Einen Workshop einzurichten, in dem alle strittigen Fragen zu Gestaltung und Aussehen der stadtbildprägenden Villen am Plossenhang noch einmal diskutiert werden, hatte die BI vorgeschlagen. In solchen Gremien können weitere Fachleute hinzugezogen und Lösungen gefunden werden, die Mehrheiten überzeugen. Die Stadt werde auch davon profitieren, dass es nun eine Kommission gibt, welche die Bauverwaltung und Bauherren bei gestalterischen Fragen berät. Die BI entsendet die Architektin Antje Hainz in dieses Gremium.

Kann die Stadt das finanzieren?

Der in Meißen umstrittene Ausbau des Plossenaufstieges ist ein Thema, um das es nur dem äußeren Eindruck nach ruhig geworden ist. „Wir beobachten das laufende Planfeststellungsverfahren“, sagt Kay Mehlhorn. „Natürlich muss der Aufstieg saniert werden“, erklärt er. Einen Vollausbau lehnt die BI aber ab – schon deshalb, weil die dabei entstehenden hohen Mauern das Stadtbild verändern. Außerdem ist die BI gegen den Bau temporärer Umleitungsstraßen. Stattdessen sollten die Bauarbeiten so geplant und durchgeführt werden, dass sie bei halbseitiger Straßensperrung stattfinden können.

Schließlich bleibt die Frage „Können wir das überhaupt finanzieren?“ Auch wenn das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) Bauherr ist, bleibt ein Anteil, mit dem sich die Stadt an den Kosten dieses Bauprojekts beteiligen muss. Im Vorfeld eines Stadtratsbeschlusses im März des vorigen Jahres war von Baukosten in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro die Rede.

Während des Planfeststellungsverfahrens immer wieder Öffentlichkeit herzustellen und für die Beteiligung der Bürger zu streiten, bleibt zentrales Anliegen der BI, merkt Kay Mehlhorn an. Mit breiter Beteiligung der Betroffenen hat die BI auch die Arbeit an einer Kleingarten-Konzeption angestoßen: „Gemeinsam mit der Bauverwaltung wurde ein Fragebogen erarbeitet, den alle Vorstände der 51 Kleingartensparten in der Stadt erhalten haben“, berichtet er. Die Rückmeldungen aus 45 Vereinen fließen nun in die Ausarbeitung der Konzeption ein.

Auch selbst Hand angelegt

Der BI-Chef verweist auch auf einen Vorschlag von Stadträtin Ute Czeschka zur Zukunft des Prälatenhauses. Sie hatte angeregt, eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten zu berufen, in der Ideen zur Nutzung des historisch wertvollen Gebäudes an den Roten Stufen entwickelt werden. Ebenso sind Vereinsmitglieder in verschiedenen Arbeitsgruppen zur Vorbereitung des 1.100-jährigen

Stadtjubiläums im Jahr 2029 vertreten.

Die Mitglieder des Vereins legen auch selbst Hand an: Bei zwei Arbeitseinsätzen haben sie die ehemalige Rollschuhbahn in Spaar buchstäblich ausgegraben, von Wildwuchs und Unrat befreit. Dabei gelang es nicht nur, eine bei vielen älteren Meißnern beliebte Aktionsfläche in der Stadt wieder nutzbar zu machen – „hier sind wir auch als Verein sichtbar geworden“, sagt Kay Mehlhorn.

„Sichtbar sein“ wollen die BI-Mitglieder auch bei den Aktivitäten zur Wiederbelebung des Freibades in Bohnitzsch, zurZukunft des Tierparks Meißen aber auch in den Debatten zur weiteren Stadtentwicklung. Ob im Stadtrat, in unterschiedlichen Arbeitsgruppen oder beim Vorbereiten von Veranstaltungen – alle Mitglieder des Vereins machen das in ihrer Freizeit und ehrenamtlich. Am Nicolaisteg kommen sie regelmäßig zusammen, soweit es die Vorsichtsmaßnahmen erlauben. Klar, dass sie darauf hoffen, ihr Büro bald auch wieder für die Bürger der Stadt öffnen zu können.

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