Nebenbei bemerkt…

…Kommentare, Ideen oder Meinungen unserer Mitglieder, Stadträtin und Stadträte sowie Vorstandsmitglieder.

Hier ist er nun, der versprochene zweite Beitrag von Ingolf Brumm.

Liebe Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt!

Zum nächsten Stadtrat am 03.06.2020, 17.00 Uhr, sollen weitreichende Beschlüsse für die weitere Entwicklung unserer Stadt beschlossen werden. Neben vielen Punkten der sehr langen Tagesordnung steht die Bebauung auf dem Kapellenweg im Vordergrund.
Auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches, auf den zweiten Blick wird hier aber ein Dammbruch in unserer Stadtgestaltungsgeschichte vorbereitet, dessen Tragweite nicht absehbar und für die weitere stadtbildprägende Entwicklung unserer Stadt verheerende Auswirkungen haben wird.
Seit der Wende haben viele verantwortungsvolle Stadtplaner, Kommunalpolitiker und auch die meisten Stadträte dem Erhalt unseres Stadtbildes höchste Aufmerksamkeit geschenkt. So konnten mit der 1992/1994 verabschiedeten Stadtgestaltungssatzung die größten Bausünden vermieden werden; nicht alles gelang, aber Meißen ist Meißen geblieben.
Einen ganz wesentlicher Teil unseres Stadtgesamtbildes wird von den bis jetzt unbebauten hügligen Höhenzügen unserer Stadt geprägt, teilweise sind diese Bestandteil gleich mehrerer Landschaftsschutzgebiete. Auch wenn es schon mehrfach Versuche gab, diese Höhenbezüge in Bauland umzuwandeln (zuletzt sollten die Kleingärten auf der Schreberhöhe dieses Schicksal ereilen), konnte dies, auch durch Protest aus der Bürgerschaft, verhindert werden.


Bis jetzt!


Die Wahlen sind Geschichte, nun werden neue Anläufe genommen.
Bereits vor zwei Jahren wurde der Versuch unternommen, den Kapellenweg mit fünf würfelartigen Häusern zu bebauen. Das war den meisten Stadträten zu viel, der Antrag wurde abgelehnt. Auch vom ehemaligen CDU-Stadtrat Jörg Schlechte, welcher damit zeigte, dass es selbst in konservativen Kreisen noch klare Haltungen gab.
Nun ein erneuter Vorstoß von der GroFra, geführt von Martin Bahrmann – einst OB Kandidat. Mit dabei die CDU, FDP, ULM und Freie Bürger. Mit der AfD zusammen hätten sie damit die Mehrheit und möchten diese auch nutzen.
Ich selbst habe mich mehrfach zur Bebauung dieser einzigartigen exponierten Lage geäußert. Wir werden auf Dauer die Bebauung am Kapellenweg nicht verhindern können, da sprechen nun mal Gesetze gegen uns. Aber die Art und Weise, wie diese Bebauung in unser Stadtbild eingreift, liegt sehr wohl in unserer Hand – vor allem in den Händen der Stadträte.
Meinen mehrfach geäußerten Vorschlag über einen europaweiten Architektenwettbewerb, das tolle Areal mit einer Erdhügelhaussiedlung zu bebauen, wurde bis jetzt nur müde belächelt. Es steht bereits ein Haus dieser Art am Kapellenweg, nur sieht es eben keiner und genau das ist der Sinn meiner Idee: Eine anspruchsvolle Bebauung, die keine negativen Auswirkungen auf das Stadtbild haben wird und gleichzeitig überregional für Furore sorgen kann.
Interessierte Bürger, Bauherren, Architekten und Stadtplaner würden sich in Meißen die Klinke in die Hand geben; wir wären plötzlich nicht mehr nur die kleine, etwas angestaubte Porzellan- und Weinstadt, sondern hätten wirklich auch etwas Neues zu bieten!
Ergänzt könnte das Vorhaben mit der Einbeziehung der Wiedererrichtung des historischen Aussichtspunktes werden. Vielleicht sogar mit einem kleinen Weinausschank und Souvenirladen. Warum lassen wir uns diese Chance entgehen?
Mit dem leider nun durchaus möglichen Beschluss der Bebauung mittels drei Einfamilienhäusern, egal ob mit Spitz- oder Flachdach, wird ein Dammbruch vollzogen, der in ungeahnter Geschwindigkeit alle Höhenbezüge ins Visier von Bauträgern geraten lässt. Die Proschwitzer Höhe wird dann genauso wie Korbitz, Questenberg, Lercha und auch die Schreberhöhe ins Fadenkreuz genommen.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter:

Bitte kommen sie am Mittwoch zur Stadtratssitzung und lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass uns das Erbe unserer Vorfahren nicht egal ist; bewahren wir unsere Stadt vor dem gleichen Schicksal, welches zum Beispiel Heidelberg ereilte!
Der Plossenwahnsinn ist schon schwer zu ertragen, aber mit dieser, hoffentlich noch zu stoppenden Entscheidung, stellen wir uns als weltoffene Stadt endgültig ins Aus!

gez. Ingolf Brumm

Nachtrag (05.06.2020): Die Vorlage zu TOP 6.1 >>Beschluss zur Prüfung und Abwägung der vorgebrachten Anregungen der Träger öffentlicher Belange und der Bürger im Rahmen der Beteiligung zum Bebauungsplan nach § 13a BauGB ‚Plossenweg/Kapellenweg'<< wurde dem Stadtrat der Großen Kreisstadt Meißen vom Bauverwaltungsamt vorgelegt und nicht, wie oben stehend beschrieben, von der GroFra (FDP/CDU/ULM/BM). Der Autor des Briefs bittet darum, diesen Irrtum zu entschuldigen.

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