Am Samstag den 10. Juli 2021 gedachten Meißner Bürger an den verstorbenen Archäologen und Denkmalpfleger Andreas Christl. Ihm zu Ehren fand in den historischen Räumen im Domherrenhof, Freiheit 6, ein Kolleg zum Thema Prälatenhaus statt. Die Sächsische Zeitung berichtete in seiner Ausgabe vom 13. Juli 2021 wie folgt:
Von Udo Lemke
2022 wird Prälatenhaus weiter gebaut
Beim zweiten Kolleg im Andenken an den Meißner Denkmalpfleger Andreas Christl stand diesmal das Prälatenhaus im Zentrum.
Meißen. Unter Fachleuten gibt es keinen Zweifel: Das 1509/10 errichtete Prälatenhaus an den Roten Stufen 3 zählt zu den bedeutendsten Gebäuden in Meißen. Sein besonderer Wert resultiert aus seinen spätgotischen Wandmalereien, die nördlich der Alpen als einzigartig gelten. Daraus resultiert die überregionale Bedeutung des Hauses.
Der Entdeckung dieser Wandfresken, ihrem Bildprogramm, der Baugeschichte des Gebäudes und seiner geplanten Nutzung waren am Sonnabendabend vier Vorträge im gotischen Raum des Domherrenhofs, Freiheit 6, gewidmet. Hierher hatte Kathrin Christl, die Ehefrau des im Sommer 2019 überraschend verstorbenen Kreisdenkmalpflegers Andreas Christl, an dessen Geburtstag, dem 10. Juli, eingeladen. Wie schon im Vorjahr verfolgte das Kolleg nicht nur das Ziel, das Andenken an den Archäologen und Denkmalpfleger zu ehren, sondern sich auch in seinem Sinne weiter mit dem Erhalt von historischer Baukultur zu befassen, Forschungsergebnisse zu präsentieren und Ausblicke in die Zukunft zu geben.
Nicht wenige der etwa 40 Anwesenden, darunter Architekten, Bauforscher, Denkmalpfleger und Restauratoren, haben sich persönlich für die Rettung des Prälatenhauses eingesetzt, teilweise schon tief in DDR-Zeiten, als das Kleinod auf der Abrissliste stand, wie Gunter Preuß in seinem Vortrag darlegte. Der Diplom-Restaurator, seit 1982 mit dem Gebäude befasst, legte dar, wie die Wandfresken vor 35 Jahren entdeckt worden sind. Andreas Christl sei ein „leidenschaftlicher Steineaufheber“ gewesen, erklärte er. Was damit gemeint ist, führte später der Architekt Tom Bretschneider aus. „Es geht darum, die Steine aufzuheben, sie umzudrehen und drunter zu gucken und nicht nur abzuschreiben, was andere schon geschrieben haben.“ In diesem Sinne habe sich Andreas Christl sehr um die Rettung des Prälatenhauses verdient gemacht, erklärte die Meißner Architektin Antje Hainz.
Wie es nun mit dem Gebäude weitergehen soll, in dessen Sanierung bereits rund zwei Millionen Euro geflossen sind, legte Tom Bretschneider dar. Vom Keller über das Erdgeschoss, das erste und zweite Geschoss bis hin zum Dach hat er das Gebäude auf mögliche Nutzungen hin untersucht. Die besondere Schwierigkeit: Das Prälatenhaus und das dazugehörige Fachwerk-Nebengebäude haben in jedem Geschoss eigene Grundrisse und komplizierte Raumstrukturen. Robuste Räume, wie etwa ein Saal im Erdgeschoss, könnten danach für öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen genutzt werden. Für besonders sensible Räume – etwa diejenigen mit den kostbaren Wandfresken – komme hingegen allenfalls eine museale Nutzung infrage. Er legte dar, dass allein die Anforderungen an den Brandschutz einen enormen Aufwand bedeuten, zumal, wenn man den Charakter des Hauses nicht verfälschen wolle.
Im Meißner Stadtrat ist am 7. Juli einstimmig ein Grundsatzbeschluss gefasst worden, wonach 788.000 Euro investiert werden sollen, um das Prälatenhaus statisch-konstruktiv zu ertüchtigen und seine Substanz zu erhalten. Mit dem Geld, wovon die Stadt Meißen einen Eigenanteil von knapp 158.000 Euro aufbringen muss, sollen etwa Decken und tragende Wände saniert werden. Tom Bretschneider: „Ich gehe davon aus, dass wir allerspätestens im nächsten Jahr dort bauen.“ (SZ)